08.07.2022

Fachkräfte aus dem Ausland bekommen Anerkennung

Rumänien, Polen, Türkei, Ukraine, Russland, Deutschland, Kenia, Ghana – das ist nur eine Auswahl an Nationalitäten, die bei der Evangelischen Stadtmission Karlsruhe arbeiten. Interkulturelle Vielfalt macht das Zusammenleben und -arbeiten in den Pflegeeinrichtungen aus.

Eine der Mitarbeitenden ist Elsie Curia. Sie kommt von den Philippinen und lebt und arbeitet seit gut einem Jahr im Wichernhaus in Karlsruhe. Die gelernte Krankenschwester, die sich in ihrer Heimat Manila als OP-Schwester spezialisiert hatte, ist nun anerkannte Gesundheits- und Krankenpflegerin.

Nachqualifizierung erfolgreich bestanden

Vor wenigen Wochen hat sie ihre Anerkennungsurkunde erhalten. Ein toller Moment für Curia: „Ich bin so stolz, dass ich das geschafft habe“, sagt Curia. „Die fachlichen Themen waren einfach zu lernen, Deutsch zu lernen war sehr schwierig. Es ist keine einfache Sprache“, sagt sie und lacht. „Aber jetzt kann ich mich gut mit den Bewohnern und Kolleginnen unterhalten.“

Die Nachqualifizierung für die Anerkennung ihrer philippinischen Ausbildung, sagt sie, sei stressig und anstrengend gewesen. „Aber ich wusste, dass ich das schaffe“, sagt Elsie Curia. Die gelernte OP-Schwester arbeitet mittlerweile gerne in der Altenpflege. „Mich um die Menschen kümmern, mit ihnen sprechen und für sie da sein macht mehr Spaß, als im OP“, sagt sie.

Teamwork mit internationalen Teams

Auch Annette Stoll, Einrichtungsleiterin, freut sich über die Urkunde und die Motivation von Elsie Curia. „Wir freuen uns sehr, dass Schwester Elsie die Nachqualifizierung so gut gemeistert hat. Ein großer Dank auch an ihre Anleiterin, Schwester Oxana. Das war tolles Teamwork“, sagt Stoll weiter, die seit 23 Jahren bei der Stadtmission Karlsruhe arbeitet.

Mit ihrer aufgeschlossenen Art bereichere Curia das Team im Karlsruher Wichernhaus. „Bei uns in der Einrichtung arbeiten Pflegekräfte aus aller Welt. Da passt Schwester Elsie hervorragend ins Team. Da profitieren wir alle von“, sagt Annette Stoll.

Voneinander lernen heißt das Zauberwort. Schließlich haben andere Länder auch andere Sitten. So kommt es vor, dass lokale Spezialitäten mitgebracht werden, ein typischer Kuchen aus der Heimat oder andere leckere Gerichte. Eine Bereicherung ist es auch in der Betreuung, z.B. Koch- und Backgruppen sind sehr international geworden. „Durch die Corona-Pandemie kam das allerdings in den letzten Monaten zu kurz“, sagt Stoll.

Heimat ist ein Gefühl

Auch die Bewohner:innen profitieren von Pflegekräften aus der ganzen Welt. „Die Vielfalt an Mitarbeitenden vermittelt unseren Bewohner:innen, die in ihrer Nationalität auch bunt gemischt sind, ein Gefühl von Heimat“, sagt Simone Bohn, Gesamtleitung Pflege bei der Stadtmission, und ergänzt: „Oft verständigen sich Menschen mit Demenz nur noch in ihrer Muttersprache und haben Deutsch komplett vergessen. Dann sind vertraute Worte in der Muttersprache ein wichtiger Anker und ermöglichen soziale Bindungen.“

Mitarbeitende aus dem Ausland, ganz gleich ob von den Philippinen, aus Kamerun oder Bulgarien, sie alle machen die Evangelische Stadtmission bunt und vielfältig. Das stellt die Teams in den Einrichtungen auch manchmal vor Herausforderungen. „Neue Mitarbeitende aus dem Ausland fordern mit ihren Fragen das sogenannte Stammpersonal oft unbewusst heraus. Pflege ist Kommunikation – daher ist eine gute Deutschkenntnis unentbehrlich, und ein Verstehen des Karlsruher Dialekts ist auch hilfreich“, sagt Dr. Christine Böhmig, Personalentwicklerin und Recruiterin der Stadtmission. Manchmal sei die Zusammenarbeit auch frustrierend für beide Seiten. „Die Pflegeausbildung ist weltweit unterschiedlich und neue internationale Mitarbeitende bringen für die Aufgabenbereiche ihre eigenen Vorstellungen mit. Diese gilt es in unsere Struktur zu integrieren: mit Zeit, Geduld, Gesprächen, gemeinsamen Arbeiten und klaren Zielen und regelmäßigen Reflektionen.“

Stadtmission Karlsruhe spiegelt Gesellschaft wider

Dabei bietet diese kulturelle Vielfalt auch Chancen, für die Teams und die Bewohner:innen. „Kultur ist dynamisch und wir alle entwickeln uns immer weiter. Das ist gut so“, sagt Personalentwicklerin Böhmig. „Vielfalt in den Teams – Kultur, Sprache, Alter, Gender – bildet unsere Gesellschaft ab. Und damit zeigen wir, dass die Stadtmission mitten im Leben steht.“

Damit der interkulturelle Austausch noch besser gelingt, hat die Evangelische Stadtmission Karlsruhe ein Konzept erarbeitet, wie (alle) neuen Mitarbeitende eingearbeitet, integriert und willkommen geheißen werden können. Mit der Stabstelle „Personalentwicklung und Recruiting“, die mit Dr. Christine Böhmig top besetzt ist, wird das unterstützt und gestärkt, was es schon gibt. „Wir setzen zusätzliche Akzente, um alle Mitarbeitende mitzunehmen und den Austausch miteinander und unsere lebendigen Werte zu stärken. Wir freuen uns, miteinander unterwegs zu sein!“