19.04.2023

Bundestagsabgeordnete der Grünen zu Besuch

Es ist immer gut, wenn man eine Stimme hat und gehört wird. Aus diesem Grund kam es Anfang April zu einem Treffen zwischen Bundestagsabgeordneter Zoe Mayer aus Karlsruhe und dem Vorstand und der Pflegedirektorin der Evangelischen Stadtmission Karlsruhe. Die Politikerin möchte sich selbst ein Bild machen von der Pflegebranche.

„Das Thema ist mir bekannt“, sagt sie eingangs im Gespräch mit den Vorständen der Karlsruher Stadtmission. „Bei uns in der Familie war Pflege aus persönlicher Betroffenheit immer ein großes Thema.“ Daher ist es ihr ein Anliegen, mit der Pflegebranche ins Gespräch zu kommen. „Pflege ist ein großes gesellschaftliches Thema, ich kann die Anliegen der Stadtmission nach Berlin bringen“, sagt sie.

Interessiert hört Zoe Mayer zu, sie und ihre Mitarbeiterin Mareike Blümle machen sich Notizen. „Was läuft gut bei der Stadtmission Karlsruhe“, will sie wissen. Das Kerngeschäft, die Pflege, laufe gut, erklärt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Betting. „Was uns umtreibt, ist einerseits der Fachkräftemangel, wobei wir da auf einem guten Weg sind. Andererseits sind es die Kosten, die unsere Bewohner:innen tragen müssen. Da muss viel mehr Unterstützung vom Staat kommen. Finanzielle Sorgen belasten die Menschen, aber wir als Träger denken uns die Preise ja nicht aus“, so Finanzvorstand Reiner Hellwig, ergänzend.

Anerkennung ausländischer Fachkräfte ist Hürde

Dazu komme der ständige Druck von außen: „Es gibt eine ständig wachsende Anzahl von überzogenen Dokumentationspflichten, Nachweisanforderungen und Kontrollen“, so Betting. „Die Bürokratie frisst uns auf“, erklärt Simone Bohn, Pflegedirektorin, der Bundestagsabgeordneten Mayer.

Ebenfalls eine Hürde, die Simone Bohn der Politikerin aus Karlsruhe mitgeben will: Die Anerkennung ausländischer Fachkräfte. „Das Gesetz mag es einfacher gemacht haben nach Deutschland zu kommen und die Qualifikation anzuerkennen, aber davon merken wir nichts“, so die Pflegedirektorin weiter. Und ergänzt mit einem Lächeln: „Trotzdem: Wir haben Spaß an unserer Arbeit, Pflege ist unser Ding – sonst wären wir nicht hier!“

Nachhaltige Stadtmission

Das Thema Nachhaltigkeit steht bei einem Besuch der Grünen-Abgeordneten Mayer auch auf der Agenda. „Wie nachhaltig ist die Stadtmission?“, stellt sie die Frage. „Wir stehen bereits gut da, haben aber trotzdem noch einen langen Weg vor uns“, berichtet Reiner Hellwig, dem das Thema ein Anliegen ist. Die Gebäude werden z.B. derzeit auf die Möglichkeiten einer PV-Anlage überprüft, das Wasser für die Gartenbewässerung ist teilweise schon gesammeltes Regenwasser.

Vor allem für die soziale Nachhaltigkeit macht die Evangelische Stadtmission schon einiges: Obstaktion, Danke-Geschenke in Form der Jahreslose oder Sportangebote für einen gesunden Arbeitstag. „Gerade erst an Ostern ging auch noch eine kleine Überraschung an die Mitarbeitenden, das ist einfach unsere Art Danke zu sagen und den Einsatz der Teams wertzuschätzen!“

Was Zoe Mayer ebenfalls interessiert, ist die neue Ausrichtung der Ausbildung in der Pflege. „Die ersten Azubis sind jetzt fertig, wie gefällt Ihnen und den Kolleg:innen die neue Generalistik?“, möchte sie wissen. „Die Ausbildung ist anspruchsvoller geworden, das merken wir. Für manche junge Menschen ist diese Hürde sehr hoch“, so Bohn. „Grundsätzlich finde ich die neue Generalistik gut, jedoch kann man schon sagen, dass es fast schon ein neuer Ausbildungsberuf ist.“

Ende der Maskenpflicht ist wieder mehr Freiheit in den Einrichtungen

Zoe Mayer ist beeindruckt von so viel Ehrlichkeit über die Berufe in der Pflegebranche. „Ihre Anliegen nehme ich gern mit, denn Pflege ist viel zu sehr unterrepräsentiert, dabei geht das alle an“, macht sich Mayer stark.

Zum Abschluss möchte die Karlsruher Politikerin noch wissen, wie der Alltag „nach Corona“ in den Einrichtungen der Ev. Stadtmission ist. „Es ist ein normaleres Leben mittlerweile“, freut sich Simone Bohn. „Viele in den Teams sind aber, und das merken wir richtig, nach den Jahren wirklich erschöpft. Nichtsdestotrotz: Wir sind alle froh, wieder unbeschwerter zur Arbeit kommen zu können“, so Pflegedirektorin Bohn abschließend.