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Die letzte Lebensphase planen
23.04.2019
Neues Angebot der Stadtmission
Es ist für die meisten Menschen schwierig, offen darüber zu sprechen, wie sie sich die letzte Phase des Lebens vorstellen. Vor allem mit nahen Angehörigen will man ungern über Krankheit und Tod reden. Umso wichtiger ist das neue Angebot, das es seit Anfang dieses Jahres in den Einrichtungen der Evangelischen Stadtmission gibt: Die gesundheitliche Versorgungsplanung.
„Es ist ein Angebot an die Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen, und zwar im Auftrag der gesetzlichen Krankenversicherungen“, erklärt Stadtmissionsseelsorger Markus Borchardt. Er absolvierte die Zusatzausbildung zum qualifizierten Berater für die gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase. „Allerdings sehe ich mich nicht nur als Berater, sondern auch als Begleiter“, versichert er.
Seine Aufgabe ist es, mit jenen Bewohnern, die das wollen, über Themen, die die letzte Lebensphase betreffen, zu sprechen: „Da wird zum Beispiel geklärt, ob es eine Patientenverfügung oder eine Vorsorgevollmacht gibt“, erklärt Borchardt. „Man spricht dann auch darüber, ob das einmal Festgelegte heute noch Gültigkeit hat“, fügt er hinzu. „Es kann ja durchaus sein, dass jemand vor zehn Jahren dachte, nie lebensverlängernde Maßnahmen zu wünschen, diese Meinung aber nun revidiert hat“, meint der Seelsorger.
Bei schwierigen medizinischen Fragen werden auch externe Fachleute,wie etwa Ärzte, hinzugezogen. Falls Menschen zum Beispiel Angst davor haben, am Lebensende Schmerzen aushalten zu müssen, werden ausgebildete Palliativ-Pflegekräfte zu den Gesprächen geholt. Sie erläutern die Möglichkeiten, die es gibt, Schmerzen zu lindern. „Wir verfügen über ein Netzwerk an internen und externen Fachleuten, deren Meinungen wir einholen können, um dem Bewohner Entscheidungshilfen zu bieten“, erklärt der Seelsorger und betont, dass es in der Regel mehrere Gespräche gebe, ehe der genaue Wille des Bewohners feststehe.
„Es geht aber in diesen Gesprächen nicht nur um medizinische und pflegerische Aspekte, sondern auch um die Seele“, meint Borchardt. Aus diesem Grund spricht er mit den Bewohnern auch darüber, welche Werte ihnen wichtig sind. Dabei kann es um das gepflegte Äußere gehen, um das Lieblingsparfüm, mit dessen Duft man bestimmte Gefühle und Erinnerungen verbindet, und natür- lich auch um die Menschen, die am Ende des Lebens da sein sollen.
Es werden aber auch Aspekte der seelsorgerischen Begleitung besprochen: Dabei geht es um die Sitzwache, die Krankensalbung oder das Abendmahl, das ein letztes Mal gefeiert werden will. „Wer im Glauben lebt, will auch im Glauben sterben“, erklärt Borchardt. Und natürlich spielen auch die Planung der Beerdigung und die Kosten, die dafür entstehen, eine Rolle. „Alles, was dem Bewohner wichtig ist, wird schriftlich festgelegt und nicht nur bei uns im Computer abgespeichert, sondern auch in der Karlsruher Patientenakte“, erklärt Borchardt. „So sind die Informationen immer griffbereit, auch dann, wenn jemand ins Krankenhaus kommt.“
Obwohl es das Angebot erst seit Januar gibt, haben schon etliche Bewohner davon Gebrauch gemacht. „Ich stelle immer wieder fest, dass diese Gespräche den Menschen Ruhe geben. Sie wissen, dass ihre Wünsche akzeptiert werden. Sie empfinden es aber auch als Erleichterung, mit einem Außenstehenden sprechen zu können“, so Borchardt. „Menschen, die wissen, dass es dem Ende zugeht, wollen oft stark sein für ihre Angehörigen und sprechen diese Themen daher ihnen gegenüber nicht an.“
Borchardt weiß aber auch, dass dieses Angebot eine Erleichterung für die Angehörigen ist, denn sie haben ebenfalls oft Probleme damit, wichtige Fragen, das Lebensende betreffend, offen anzusprechen. „Wir alle wollen das Leben feiern und genießen, aber das Sterben soll und darf nicht ausgeblendet werden“, stellt Borchardt fest.