Evangelische Stadtmission Karlsruhe e.V.

Projekt des Pflegebündnisses

15.02.2019

"Patientenakte" für mehr Infos im Notfall


Ein Projekt des Pflegebündnisses der Technologieregion setzt auf neue Handreichung

EINE HILFE für pflegebedürftige Menschen ist die Patientenakte, die Martin Michel (links) und Josef Hug präsentierten. Foto: Hora

Gute und kompakte Information in einem medizinischen Krisenfall hilft den Helfern von Rettungsdiensten und Notaufnahmen – dieser Erkenntnis folgt nun das Pflegebündnis in der Technologieregion. Aufgelegt hat sie deshalb das Projekt „Karlsruher Patientenakte“. Im gesamten Gebiet der Technologieregion Karlsruhe werden eine große Anzahl pflegebedürftiger Patienten medizinisch und pflegerisch in Kliniken, Einrichtungen der stationären Altenhilfe und durch ambulante Pflegedienste versorgt.

Aber was ist, wenn es zu bei ihnen Veränderungen im Gesundheitszustand bis hin zu deutlichen Verschlechterungen und Krisen kommt? „Dann kommt der Rettungswagen und jetzt geht es um jede Minute – ist dann wirklich alles an Information da?“, beschreibt Martin Michel, Leiter der Stadtmission Karlsruhe das Problem. Und Josef Hug, Pflegedirektor des Städtischen Klinikums ergänzt: „Die Informationen gibt es schon, aber an unterschiedlichen Stellen und Orten.“ Hug und Michel sind die Köpfe des Pflegebündnisses der Technologieregion, das 2015 gegründet wurde und das das lange unterschätzte Thema Pflege in der Region voranbringen will.

Die Patientenakte hat das Ziel, für krisenhafte Situationen wichtige Entscheidungshilfen für Patienten und Angehörigen sowie für Notärzte, Hausärzte und Pflegepersonal in allen Einrichtungen kompakt und jederzeit greifbar zur Verfügung zu stellen – ohne deren fachliche Expertise und Autonomie in Frage zu stellen. „Wir wollen in keine Entscheidung eingreifen, aber es denen, die entscheiden, leichter machen,“ verdeutlicht Hug.

Zu diesem Zweck hat das Bündnis die Karlsruhe Patientenakte für eine „vorausschauende medizinische Lebensplanung“ entworfen, wie es in der dazugehörigen Information heißt. Das Konzept dafür wurde im Gespräch mit den Fachleuten der Notaufnahmen der Kliniken besprochen. Sie wurde nun in einer Auflage von 3 000 Exemplaren gedruckt. Jeweils 600 davon gehen zunächst an das Städtische Klnikum wie an die ViDia-Kliniken, 300 an das Klinikum Mittelbaden, weitere gehen zu den Sozialdiensten, die es wiederum an ihre Einrichtungen weiter geben.

Auch die Mitgliedsverbände des Pflegebündnis erhalten die Patientenakte. Sie enthält die wichtigsten, individuellen Informationen über jeden einzelnen Patienten und wurde so konzipiert, dass nur unabdingbar notwendige Unterlagen kompakt zur Verfügung gestellt werden. Hierdurch soll eine Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt werden, insbesondere für Notfälle oder auch für eine beginnende letzte Lebensphase.

Das Pflegebündnis möchte eine niederschwellige, aber entscheidende Informationsquelle zur Verfügung stellen. Geführt werden soll die Akte vom Patient oder Pflegeheimbewohner oder pflegebedürftigen Menschen selbst oder dessen Betreuer. Das heißt, auf die Einrichtungen wie etwa die Pflegheime soll keine zusätzliche Verwaltungsarbeit zukommen. Allerdings kann natürlich das bereits im Alters- oder Pflegeheim gespeicherte Material für die Akte genutzt werden, weist Michel darauf hin. Auch der bereits existierende Palliativausweis des Onkologischen Schwerpunkts (OSP) Karlsruhe hat den richtigen Platz in dieser Akte.

Die Patientenakte ist das erste sprichwörtlich mit den Händen greifbare Projekt des immer noch recht jungen Pflegebündnisses. In diversen Gesprächsrunden und bei Konferenzen tauschten sich die Akteure bisher über das Thema Pflege aus, vernetzten sich und betrieben Lobbyarbeit.

Ein Forum dafür ist immer wieder die Pflegeregionalkonferenz. Bei der 4. Pflegeregionalkonferenz am 16. Mai wird im Rahmen der Eröffnung der Rehab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor dem Bündnis sprechen.

Von dem BNN-Redaktionsmitglied Theo Westermann

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