Evangelische Stadtmission Karlsruhe e.V.

Fachvortrag Prof. Dr. Wahl

25.04.2018

Ergebnisse aus der Alternsforschung

Die Evangelische Stadtmission Karlsruhe hat ein neues Format eingeführt: Fachvorträge mit Austausch für ihre Leitungskräfte. Den Start machte Vorstandsvorsitzender Dr. Michel mit der Einladung von Prof. Dr. Hans-Werner Wahl vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Wahl referierte über sein vielbeachtetes Buch "Die neue Psychologie des Alterns".

 "Erfolgreiches Altern ist möglich, es birgt viele Chancen", so Wahl. Wir werden nicht nur deutlich älter als die Generationen vor uns, sondern das Älterwerden an sich „funktioniert“ heute ganz anders als noch vor 30 oder 40 Jahren. In unseren Köpfen spuken jedoch noch Bilder und Vorurteile vom Altern und Altsein herum, die längst keine Gültigkeit mehr haben. Was sind die Herausforderungen des höheren Alters heute? Wie muss sich unser Verständnis vom Altern in Zukunft ändern? Wie können wir uns ganz individuell gut auf das Alter vorbereiten?

Prof. Wahl präsentierte wissenschaftliche Untersuchungen, beispielsweise zur Plastizität des Gehirns. Lernen und eine anregende Umgebung fördert auch in sehr hohem Alter nicht nur das Zellüberleben, sondern sogar die Neubildung von Nervenzellen. Und Längsschnittsstudien belegen, dass eine positive Bewertung des eigenen Älterwerdens die Wahrscheinlichkeit einer längeren Lebensdauer erhöhen. Über das Sich-Jünger-Fühlen und über eine positive Einstellungen zum eigenen Älterwerden entfalte sich eine bedeutsame motivationale Kraft: Ich trau mir „noch“ was zu als älterer Mensch – und dann mach’s ich auch. Und lass‘ ich mich von oftmals negativen Altersstereotypen nicht in eine Ecke stellen, springe über meinen eigenen „Altersschatten“ hinaus, der mir vielleicht sagt: „Aber du bist doch jetzt 85, da fährt man nicht mehr so ohne weiteres nochmal nach USA“.

Spannend sei an diesen auf bestimmte Endpunkte ausgerichteten Untersuchungen, dass die untersuchten „Outcomes“ (Folgen) eben nicht nur subjektive Bewertungen darstellten, wie zum Beispiel subjektives Wohlbefinden. Vielmehr habe man auch positive Zusammenhänge zwischen positiven Sichtweisen in Bezug auf das eigene Älterwerden und der Aufrechterhaltung des Hörvermögens und sogar zwischenzeitlich mehrfach zur Überlebensrate gefunden. Überspitzt könne man sagen: „Wenn wir unser eigenen Älterwerden gut finden, leben wir wahrscheinlich deutlich länger im Vergleich zu jenen, die ihrem Älter negativ  gegenüberstehen oder dieses sogar ablehnen.“

Wahl plädierte daher auch dafür, "sein eigenes Leben als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen, auch im Kontext von Spiritualität und Religiösität".

Pfarrer Dr. Michel nahm diesen Gedanken zum Abschluss auf, dankte Prof. Wahl für seinen Vortrag und den Austausch und erinnerte an die Schöpfungsgeschichte und den Beginn des Johannesevangeliums:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. … Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

Aus dem Wort entstand ‚Materie‘. Auch die Plastizität des Gehinrs erinnert daran. Es sei lohnend, auch für eine positive Sichtweise auf das eigene Altern, diese von Gott angelegte und daher immer bestehenden Verbindung des Menschen zu Gottes ‚Geist‘ stets neu für sich zu entdecken und sich in Leid und Freud des Lebens in Gottes Schöpfung und Ewigkeit als geborgen zu erleben.

 (Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des Verlages)

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