Evangelische Stadtmission Karlsruhe e.V.

Stadtgeschichte: In KA die meisten Opfer

18.07.2016

Erster Luftangriff am 22. Juni 1916 / Ausstellung

Durch den Zweiten Weltkrieg verblasste die Erinnerung an den Beginn des Luftkriegs im Ersten Weltkrieg. Dabei hat sich unter den 14 Angriffen auf Karlsruhe zwischen 1915 und 1918 der folgenschwerste am 22. Juni 1916 unauslöschlich in das Gedächtnis der Stadt eingebrannt.

120 Menschen, darunter 71 Kinder, kamen an jenem Fronleichnamstag beim Angriff neun französischer Flugzeuge ums Leben. Fast alle waren Besucher der Nachmittagsvorstellung von Zirkus Hagenbeck beim Alten Bahnhof am Ettlinger Tor, etwa da, wo heute der K-Pavillon steht. Zum 100. Jahrestag kooperierten das Infocenter des Friedhofs- und Bestattungsamts, das Stadtarchiv und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in einer Gedenk- und Vortragsveranstaltung in der Friedhofskapelle, zugleich Auftakt der Ausstellung zum Thema im Infocenter.

Hoffnung auf eine „Welt ohne Krieg“

Passend war der Veranstaltungsort, worauf Erster Bürgermeister Wolfram Jäger hinwies, denn am 26. Juni 1916 waren die Toten unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof bestattet worden. Jäger zog aus dem Beginn des Luftkriegs vor über 100 Jahren die Verbindung zu den Schrecken der Kriegsführung dieser Art in der Gegenwart und, verband aus der Karlsruher Erfahrung die Hoffnung auf eine „Welt ohne Krieg“ und für Frieden in Freiheit“.

Der Landauer Historiker Dr. Michael Martin, Experte französischer Archive beschrieb den Angriff vom 22. Juni. Er hatte den Nachweis gefunden, dass der Angriff auf die badische Residenzstadt ein Vergeltungsschlag für einen deutschen Luftangriff auf Bar-le-Duc am Himmelfahrtstag war, der 64 Tote gefordert hatte. Ziel der französischen Luftwaffe war nicht der Zirkus gewesen, sondern Bahnhof, Schloss, Waffenfabrik und Kasernen, die wegen der Zielungenauigkeit jedoch nicht getroffen wurden. Seine Forschungen sind auch nachlesbar im vom Stadtarchiv 2014 herausgegebenen Band „Der Krieg daheim“.

„Bombardement de Karlsruhe“ im Stadtmuseum

Stadtarchivleiter Dr. Ernst Otto Bräunche ging auf das Gemälde „Bombardement de Karlsruhe“ ein, das sich der Kommandeur der französischen Flugzeugstaffel, Henri de Kérillis, anfertigen ließ. Das 1940 in Paris beschlagnahmte Gemälde findet sich heute als Dauerleihgabe im Stadtmuseum. Volksbund-Vertreter Dr. Martin Michel zog die Verbindung zum Zweiten Weltkrieg, der einen grausamen Höhepunkt mit dem Überfall auf die Sowjetunion fand, just am Erinnerungstag vor 75 Jahren. Sein Resümee stand für die Gedenkveranstaltung insgesamt, die Gräber der Weltkriege als Mahnung zum Frieden zu begreifen, mit der Devise „miteinander reden, zusammen wirken, austauschen, auch da, wo Dissens besteht“.

Die Ausstellung im Infocenter am Hauptfriedhof – Der Erste Weltkrieg und die Tragödie Hagenbeck – ist noch bis zum 11. September geöffnet.

 

Quelle: Stadtzeitung Karlsruhe, Ausgabe vom 01.07.2016, Presse- u. Informationsamt

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